Bach, Bachflohkrebs, Bachforelle, Fliegenfischen, Gespliesste, grüne Hölle, grüner Tunnel, Indianerfischerei, kleiner Bach, Nymphe, Taktik

Auf der Lauer, auf der Mauer…

Es gibt Begebenheiten, Fische oder ganze Tage die sind so außergewöhnlich das man einfach darüber schreiben muss. Der letzte Samstagmorgen war so etwas.

Ich war wie in diesem Jahr schon öfter das Wochenende in meiner Heimat bzw. Elternhaus zu Besuch und genoss nun den Freitag in Familiärer runde. Am nächsten Morgen sollte es für eine kurze Runde ans Wasser gehen und zeitig passend zum Frühstück zurück. Ich wollte an diesem Tag mal etwas neues Versuchen. Seit Wochen Stalkte ich eine schöne Forelle jenseits der 50cm Marke, jedes Mal entdeckte sie mich oder aber Stefan bevor es zum Wurf kam. Immer grob in derselben Ecke unterwegs aber nie am selben Spot, ließ sie sich nicht aus der Ruhe bringen. Eine Woche zuvor gelang es mir sie bereits nach 5 Minuten an den Haken zu bekommen, leider schlitze sie aber bereits nach wenigen Sekunden des Drills aus. Dies Motiviert an so einem Gewässer aber mehr als das es einen Enttäuscht. Zeigt es doch, dass man einiges richtig macht. Kurz vor Ankunft am Wasser viel mir aber Siedend Heiß ein, dass ich gleich mehrere Sachen daheim liegen gelassen hatte und so musste ich nochmal umdrehen. Vor einer sich senkenden Bahnschranke haltend verfluchte ich mich für den noch nicht richtig Arbeitenden Kopf. Zum Glück brauchte ich pro Weg nicht einmal 10 Minuten und so war ich schnell wieder zurück. Diesmal aber mit Kaffee in der Hand, sicher ist sicher. Stefan begleitete mich leider an diesem Tag nicht und so ging es alleine auf die Pirsch. Für diese Sorte Wasser hatte ich mir mittlerweile sogar extra Kleidung zugelegt. Die Forellen sind einfach extrem Scheu und so fallen selbst Kleinigkeiten gerne mal auf und der Fisch ist weg. Dies ist vor allem dann nervig wenn die Fario endlich mal in einer für uns guten Wurf und Drillposition steht, den Angler quasi aber direkt sieht, weil er ne rote Mütze oder ähnliches auf hat. Dem Entsprechend getarnt schlich ich am Ufer entlang. Schon aus ein paar Metern Entfernung konnte man steigende Rotaugen ausmachen, diese tummeln sich an einigen wenigen Stellen und sind quasi in jedem Bach bei uns vertreten. Dies kann schon mal zu leichten Irritationen führen, wenn so ein Fingerlanger Fisch sich die Fliege, direkt vor einer großen gerade im Fressen inbegriffenen Forelle weg schnappt. Da wird schon mal „dezent“ von Kraftausdrücken Gebrauch gemacht. Dieses „Hindernis“ galt es also ebenfalls Vorsichtig zu umschiffen. Da ich bis zu meiner Auserkorenen Stelle keine größeren Fische ausmachen konnte, setzte ich mich an dieser Vorsichtig ins Gras und schaute auf das Wasser.

Ein wirklich schön gezeichneter Flussbarsch zog seine Bahn an mir vorbei und überall schwirrten diese überaus Penetranten und nervigen kleinen Minifliegen durch die Gegend. Nur nach ihnen schlagen oder andere hastige Bewegungen verboten sich von selbst. Bereits nach wenigen Minuten zog mein Zielfisch an mir vorbei ein Stück Stromab in eine Kurve. Unmöglich anzufischen egal aus welcher Position, dies wusste ich aus zwei Vorangegangen Versuchen. Dabei ruhig sitzen zu bleiben und Versuchen den Herzschlag wieder unter Kontrolle zu bekommen ist gar nicht mal so einfach. Vor allem als sich nun Bachforelle Nummer zwei hinterher schob, ein Milchner und was für einer! Mir vielen fast die Augen aus den Höhlen, diesen hatte man in den letzten Wochen wenn überhaupt nur kurz gesehen. War er doch um einiges Vorsichtiger und meist sehr schnell im Unterstand verschwunden. Jetzt waren beide Fische unterhalb von mir, ohne das ich auch nur einen der Beiden hätte anfischen können. Nun ausharren und nicht die Stelle zu wechseln viel mir wirklich schwer. Als nun Nummer 1 wieder hoch zog versuchte ich daher mein Glück mit einem kurzen Wurf. Der Rogner scherte aus, Richtung Bachflohkrebs, ich sah mich schon im Drill, um dann kurz vorher abzudrehen. Was zum Henker war das denn bitte? Das kann doch nicht wahr sein! Bachflohkrebse gehen quasi immer bei uns und werden, wird man vorher nicht entdeckt, eigentlich ohne jeden Argwohn genommen. Verdammte Axt! In den nächsten Minuten fing sie dann an oberhalb von mir zu steigen, vermutlich um mich in den Wahnsinn zu treiben. Es ist quasi unmöglich sein Muster dorthin zu bekommen ohne Entdeckt zu werden oder die Bäume zu treffen. Also hieß es warten auf Nummer 2, das dieser aber schon längst wieder hoch gezogen war schnallte ich erst 10minuten später als er an mir vorbei kam um wieder runter zu ziehen. Wie zur Hölle hatte er das getan? Dies war der einzige kleine Abschnitt den ich voll Überblicken konnte und dann entdecke ich ihn nicht wenn er an mir vorbei zieht? Man man man. In den nächsten 45 Minuten wiederholte sich das ganze 1 oder 2 mal, ich brachte in der Zeit ein paar Würfe an aber der Krebs wurde absolut missachtet. Scheinbar war was faul an dem Ding. Überhaupt scheint es so als ob man der Musterwahl hier mehr Augenmerk schenken sollte als sonst üblicherweise der Fall. Trockenfliegen müssen genau passen, sonst werden diese zwar Untersucht aber niemals genommen. Eher wird das Fressen dann komplett eingestellt oder man verzieht sich einfach. Bei den Bachflohkrebsen müssen Farbe und passende Größe schon stimmen sonst werden scheinbar diese auch ignoriert. Dafür muss die Präsentation nicht die beste sein und auch Vorfachscheu ist man hier nicht. Die Fliege muss „nur“ in das Sichtfeld des nicht aufgescheuchten Fisches geraten. Dass dies häufig unmöglich ist lernt man dann schnell. Böse ist vor allem wenn man selbst nicht merkt das die Forelle einen entdeckt hat. Dann kann man noch so oft das Muster wechseln, den Perfekten Wurf anbringen, alles wird mit Nichtachtung bestraft und das Fressen eingestellt. Sollte man sich dann nochmal unvorsichtig bewegen war es das endgültig und sie verschwinden im Unterstand. Dann kann man es auch für den Tag lassen, gefressen wird erst nach einigen Stunden wieder. Vor das Problem gestellt den Krebs zu wechseln entschied ich mich nun für einen sehr realistischen der Größe 20 von Gaga Flie’s, diese gefallen mir wirklich sau gut und sollten sich nun beweisen.

Beim nächsten Fischigen Besuch schaffte ich es nun den Rogner aufzuscheuchen bzw. sie wurde schneller beim Stromab schwimmen. Dies ist häufig ein Zeichen dafür das die Forelle etwas bemerkt hat aber sich noch nicht sicher ist ob es Zeit ist zur Flucht. Daher entschied ich mich nun die Position zu wechseln, saß ich die letzte Stunde neben einem kleinen Bäumchen ging es nun links davon in die Brenneseln und hohen Gräser in die Hocke. In der einen Hand die Rute in der anderen die Fliege um sie jederzeit Fliegen zu lassen. Knappe 30 Minuten später, keiner der beiden großen hatte sich wieder gezeigt, meine Füße und Knie schmerzten von der Ungewohnten Position, überlegte ich abzuhauen und es gut sein zu lassen. Ein frisch aufgegossener Kaffee zog seine Bahnen durch meinen Kopf aaaber irgendwo Stromauf stieg jemand und ließ mich dann doch weiter ausharren. Als sich nun in aller Ruhe der Milchner vorschob und eine Runde drehte wurde mir schlagartig klar, dass dieser überhaupt nichts mitbekommen hatte und arglos nach wie vor auf Nahrungssuche war. Nicht mal 50cm oberhalb von mir verharrte er kurz, „Jetzt oder nie“ denkend schlenzte ich den Krebs los. Nur ein dezentes „Plop“ mit kleinen Ringen verriet den Einschlag der Fliege. Die Unmittelbare Reaktion der Fario folgte, leichtes und vor allem langsames ausscheren des Kopfes, ein Zucken des Unterkiefers und die von mir darauf folgende Reaktion, sprich der Anhieb. Tatsächlich und das ist mir vorher noch nie passiert, realisierte ich schneller als der Fisch das der Haken saß. Diese Wertvolle Sekunde nutze ich um aufzuspringen als der Drill nun auch losging. Zwar dauerte dieser nicht lange, dafür wurde er aber hart geführt. Wahnsinn was für einen Radau so eine Forelle machen kann. Wilde Kopfschläge die das Wasser schaumig schlagen oder auch 2-3Meter Schnur die einem aus der Hand gerissen werden. Zum Glück sind unsere Jungs und Mädels nicht sehr springfreudig, sonst würden sie bei dem Bewuchs vermutlich sämtliche Zweikämpfe gewinnen. Zwar klingt das ganze hier nicht spektakulär aber das war es und wie! Diese brachialen Kopfschläge an der Oberfläche haben sich in meinen Kopf gebrannt. Kurz und knapp, ich konnte den Fisch tatsächlich auf kleinem Raum drillen und auch Landen. Das mir die Spucke weg blieb ist wohl klar, dieses Ungetüm mit seinem Großem Schädel knackte tatsächlich die 60cm Marke. Da hatten sich die Steifen gelenke aber bezahlt gemacht!

Da es danach nicht besser werden konnte wurde zusammen gepackt und es ging zum Frühstück heim, der Angeltag war gelaufen. Wie schon oben erwähnt fand ich diese Begebenheit so spannend, dass es mir Wert schien diese Fest zuhalten. Die Faszination an richtig kleinen Gewässern Forellen nachzustellen ist ungebrochen, kein Wunder also das ich mich in dieser Saison beinahe ausschließlich an diesen Bächen aufhielt. Ab jetzt ist dann aber erstmal Schluss mit dem Fischen am Bach, da die Temperatur in dieser Woche nochmal über 30Grad erreichen wird macht es einfach keinen Sinn mehr. Zwar ist unser Stück nahe an der Quelle bzw. gehört dazu und ist somit auch jetzt noch recht kühl aber man muss es ja nicht übertreiben. Ich hoffe bis zum Herbst kühlt es sich nochmal Ordentlich ab und es gibt gut Regen aber bis dahin ist nun erstmal Feierabend mit der Pirsch! Dafür gibt es aber zumindest noch einen längeren Trip an die Karup Au auf Meerforelle

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