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Klein Neuseeland im Münsterland


Dies ist nun meine Vierte Saison als Fliegenfischer gewesen, was ich im Nachhinein dazu sagen kann ist man weiß nie was man bekommt. Vor allem die letzten 2 oder 3 Gänge waren bei mir immer sehr durchwachsen. Mal gut, mal „schlecht“, wichtig war scheinbar immer ein etwas längeres Vorfach und kleine Fliegen. Im letzten Jahr konnte ich so meinen ersten 50er Fisch fangen, dieses Jahr wurde das Ende von gleich mehreren Fischen dieser Größenordnung begleitet. Der wirklich letzte Fischtag, also meistens sowas um den 13/14. Oktober rum, dient dann eigentlich nur einem entspanntem Mentalem abschließen. Hier bin ich dann eher selten alleine unterwegs und Trinke mit den Kollegen auch gerne mal einfach Bier am Wasser. Zeit ist dabei relativ egal, es geht eher darum nochmal zur Ruhe zu kommen. 

Das war in diesem Jahr nur schwer durchführbar und vielleicht höchstens für jemanden möglich der sich nicht für Salmoniden interessiert. Fangen wir aber ganz am Anfang an! Es ist immer wieder schön neue Kollegen und vielleicht auch Freunde beim bzw. durch das Fliegenfischen kennen zu lernen/finden. Bei den meisten Lodert die Enthusiastische Flamme für diese Art der Freizeit Beschäftigung Heiß und lang (eben wie bei mir ungebrochen seit immerhin 4 Jahren). Noch schöner ist es wenn man dann jemanden kennen lernt der auch noch in derselben Ecke lebt, in der man Aufgewachsen ist. Wenn dieser einem dann noch erzählt er kennt ein Gewässer in dem es Salmoniden gibt, quasi vor der Heimatlichen Haustür, dann ja dann wird es schwer einen zurück zu halten! So lernten wir uns denn bald auch persönlich kennen und trafen uns, ich kam gerade nach knappen 7,5Stunden fahrt aus Dänemark zurück, an „seinem“ Bach. 

hier Links direkt am Ufer stand ein guter Fisch 

Seit dem sind nun ein paar Monate vergangen und wir waren tatsächlich schon öfter gemeinsam Unterwegs, auch hier bei mir im Eck. Dem Zufall etwas geholfen, Terminierte ich einen Besuch bei der Familie direkt vor dem Ende der Saison. Kollege Stefan (so sein Name) hatte Zeit und so Stand auch bald darauf der Plan nochmal gemeinsam los zuziehen. 

Uns verbindet neben der Liebe zum Bier (hahaha) auch ein Faible für die kleinen Gewässer und so ging es natürlich an ein solches. Meine Freundin erklärte sich Glücklicherweise dazu bereit mitzukommen und verbrachte den Tag mit dem Hund und uns am Wasser bzw. in der Nähe davon. Nicht das die liebe Maya uns die Fische verscheucht (haha). So wurde der Tag rund herum bis ungefähr zur Mitte sehr entspannt. 

Gemütliches abgehen einiger spannender Stellen brachte nur kurze Kontakte zu eher kleinen bis winzigen Fischen, Stefan konnte dann auch als erster eine Fario landen. Zwar klein aber hart erarbeitet und an solchen Bächen muss man sich immer ins Gedächtnis rufen das es eher die Regel ist ohne Fang heim zu gehen als einen Fisch überlisten zu können. 

ja auch so liegend muss man mal Fischen

Vor allem das Glasklare Wasser macht es einem dann nicht einfach. So kraxelten wir, schlichen uns an, knieten oder Fischten sogar auf dem Bauch liegend gute Stellen ab. 

Stefan hatte sich knappe 1-2 Wochen selbst übertroffen und auf Sicht eine 57cm lange Rognerin überlistet, dies im ersten Jahr als Fliegenfischer. Eine ganz schöne Hausnummer und nochmal meine Gratulation! Wir wussten also, dass es ein paar gute Fische gab und sich diese auch fangen ließen. So entdeckte der Kollege auch den ersten guten Fisch, ein geflüstertes „Stopp“ ließ mich inne halten. Stefan, hinter einem Baum versteckt befischte quasi unter der Rutenspitze einen Ordentlichen Fisch. Leider schien dieser ihn zuvor schon bemerkt zu haben und verweigerte den angebotenen Bachflohkrebs. Wir konnten ihn dann noch etwas beobachten aber nach einiger Zeit schoss er davon. Vorsichtig in einiger Entfernung zum Ufer pirschend gingen wir weiter, schon wenige 100m  konnte ich eine weitere Forelle ausmachen. Diese Stand Seelenruhig vor ihrem Einstand und Pflückte zwischendurch etwas von der Oberfläche. Wenn ich Herzprobleme hätte, hätte ich dies nun Gewusst, schlug mir besagtes Organ doch bis zum Hals. Das war ja schlimmer/schöner als in jedem Video aus Neuseeland und anderen klaren Strömen mit großen Fischen. Als ich mich nun Vorsichtig in Position geschoben hatte musste ich erstmal die Rute zur Seite legen. Mir Zitterten die Hände dermaßen das an ein Werfen nicht zu denken war, langsames tiefes Durchatmen half etwas und so startete ich meinen Versuch. Tatsächlich scherte der gut 50cm lange Milchner 2-mal aus, verwehrte aber kurz vorher immer die Fliege. Der fünfte Wurf landete dann leider im Geäst und obwohl ich Vorsichtig zog bemerkte dies die Forelle und war auf und davon. Was für ein Thriller und Nervenkitzel! Schon zwei gute Fische hatten wir gespottet, klar beide hatten wir vergrämt aber überhaupt welche am letzten Tag in der Größe zu sehen war schon ein kleines Wunder, mit dem wir nicht gerechnet hatten. Unsere Gespräche drehten sich schon zwei oder drei Stunden vorher um dieses Thema und das wir nicht dran glaubten noch große zu erblicken, geschweige denn zu überlisten. Dies wäre unserer Meinung nach etwas zu viel gewollt und nicht wirklich realistisch. Unsere Dementsprechend große Begeisterung kann man sich wohl vorstellen. Nun wurde es Zeit für eine Bierpause und etwas Palaverei, 30Minuten warten und jeder ging nochmal seine Stelle an, vielleicht kam ja einer von beiden wieder zum Vorschein! Leider zeigte sich keiner mehr, Stefan hatte allerdings noch etwas geweitete Augen. Ein großes Tier hatte sich in aller Seelenruhe an ihm im Bach stehend vorbei geschoben.       

“Bow and Arrow Cast”

                            

Nun beschlossen wir nochmal den Standort zu ändern, hier konnte man sehr frei Werfen und musste nur auf hin und wieder vorbei Zischende Radfahrer achten. 

Wir wussten, dass es hier gute Fische gab, hatten wir doch beim ersten treffen einen großen allerdings leider Toten Fisch gefunden. Zudem hatte Stefan bei der Bestandskontrolle hier einige Entdeckungen gemacht. Man verstehe mich bitte nicht Falsch, der Platz war eine Notfall Lösung, das Fischen(Werfen) gestaltet sich recht einfach aber es ist beinahe unmöglich an die Forellen ran zu kommen. Keine Deckung, keine Tiefen Gumpen, kaum etwas wodurch man sich anschleichen kann. 

Allerdings war der Nachmittag noch Früh und dies die einzige Sinnvolle Strecke für die noch verbleibende Zeit. So Teilten wir uns auf, Stefan mit einem Unbeschwertem Bachflohkrebs Fischend, ich mit einem Stimulator. Kurzes Stück spazieren gehen und dann wieder hoch Richtung Auto und Feierabend machen. An einer etwas schneller Strömenden Stelle sah ich einen oder zwei Fische steigen, bei näherer Betrachtung zeigte sich aber „nur“ Brut. Nun überholten wir uns immer mal wieder gegenseitig bis eine Baumreihe auf meiner Seite des Baches ein Fischen extrem erschwerte, diese Stellen für Stefan liegen lassend (er Fischte auf der anderen Uferseite) zog ich ein gutes Stück weiter Flussauf. 

Kurz einmal nicht aufgepasst und schon viel der Schatten auf den Bach. Dies reichte einer schönen Bachforelle als Grund aus um Flussauf abzuziehen. Den Fisch und meine Blödheit verfluchend folgte ihm mein Blick und verweilte dann vor einem Einlauf oder wie es wohl auch heißt Nacken(?!). Das verschreckte Tier entschwand in seinen Unterstand. Dieser Bestand aus einer ehemaligen Brücke und beide Ufer hatten somit eine schöne Versteck Möglichkeit. So verwundert es nicht, dass auch beide genutzt wurden. Eine weitere Fario stand nämlich oberhalb und ließ es sich gut gehen. Die Reste der Brücke gaben mir einen idealen Sichtschutz und so kniete ich mich schnell ab. Stefan, einige Meter unterhalb, signalisierte ich von weitem schon einen Großen Fisch und das er sich Vorsichtig nähern sollte. In aller Ruhe dümpelte das Tier dort vor sich hin und genoss die Wohl angenehmen Temperaturen und das Sauerstoffreiche Wasser. Scheinbar war das sich bietende Bild noch nicht so ganz bei mir angekommen den ich machte in Ruhe und Konzentriert vorsichtige Würfe. Der Stimulator wurde allerdings vollkommen Ignoriert, beim Schreiben fällt mir jetzt gerade dann auch erst auf wie ich folgendes wohl in Ruhe hin bekommen habe? Ich knipste die Trockene ab und Band eine Bachflohkrebs Imitation an, diese hatte ich extra für dieses Gewässer gebunden. Das Öhr hatte noch Klebereste welche ich langsam entfernte und tatsächlich Routiniert den Knoten fertigte. Ich frage mich gerade ernsthaft wie das klappen konnte? Mittags bei dem ersten Versuch, benahm ich mich wie nen Vorschulkind bei seiner ersten Strafpredigt! Aber egal, ein oder zwei leichte Schwünge und schon bekam der Krebs sein „go“, dieser landete gut, leicht oberhalb und etwas rechts versetzt. Gab es auf die Trockene überhaupt keine Reaktion so folgte diese nun Prompt und direkt. Leichtes ausscheren, das Maul öffnete sich kurz und schon bewegte sich der Fisch wieder zurück. Oh Gott, hatte er genommen? Ignoriert? Es sich anders Überlegt? Alles dies Schoss mir während des Rute Hebens durch den Kopf, viele weitere Versuche würde ich sicher nicht bekommen, irgendwann fällt man doch auf. Aber nein der Anhieb wurde mit richtig Wütendem Kopfschütteln beantwortet. Der Fisch und ich wussten beide nicht so genau was nun, ersterer Schnallte das Ganze aber schneller und gab Gas. Ein kurzes Toben an Ort und Stelle, darauf folgte eine Flucht Richtung Brückenpfeiler und rein ins Totholz. Dies nutzte ich um ins Wasser zu springen und hinterher zu kommen. Die Forelle kam aus dem Holz raus, schoss vor, drehte und schwamm nun endgültig unter den Betonpfeiler, hier konnte ich sie nur durch viel Druck wieder raus bekommen. Allerdings wieder nur bis sie ins Totholz kam, dies Mal aber so richtig, verteilte sie meine Schnur doch durch mehrere Äste. An dieser Stelle hatte ich mit dem Drill abgeschlossen, zu oft hatte ich schon gesehen und erlebt das genau dort der Haken ausschlitzt oder die Schnur reißt. Also mit der Hand in das Holz und sehen was zu retten ist, ich spürte dann sehr schnell den Kopf der Forelle, was sie gar nicht lustig fand. Nun zog sie mit aller Gewalt aus den abgestorbenen Resten raus und oh Wunder noch mit dem Haken im Maul, die Schnur war allerdings immer noch zwischen Ästen gefangen. Schnell und Hektisch versuchte ich diese von dem Tippet zu befreien und es gelang! Noch einmal Schwamm der Milchner um mich herum und versuchte unter den Pfeiler zukommen, diesmal hatte ich aber das Netz parat und so gelang es mir ihn zu landen. Der Kopf schaute komplett oben Raus, es war der Wahnsinn und meine Begeisterung sicher fast Greifbar. Dieser Drill war alles andere als „schön“ eher der blanke Horror und so viel Glück kann man fast nicht haben aber manchmal passt es eben doch! 

Kaum notwendig zu erwähnen das der Tag für mich gegessen war, ich Knipste die Fliege ab, verstaute diese sicher in der Box und war fertig! So richtig!

Ein Riesen Dank nochmal an Stefan für das Mitnehmen und den super Tag!

Eine Bemerkung noch am Rande. Auch wenn sich dies hier nicht so liest braucht es für solch eine Fischerei gewaltige Nerven. Der Verlust mehrere Fliegen, Knoten im Vorfach und das ständige raus fummeln der Muster aus Büschen, Brenneseln oder den allgegenwärtigen Ästen ist ganz normal. Dabei ist alles andere als sicher das man überhaupt einen Fisch zu Gesicht bekommt. Nur einmal muss man sich zu schnell Bewegen und schon sieht man nichts außer Staub Wolken. Es ist schon mehrmals passiert das man völlig Genervt nach Hause ging nur um am nächsten Tag einen neuen Versuch an der selben Stelle zu starten. Das ganze hat seinen vollkommen eigenen Reiz und verlangt volle Konzentration. Eine Anstrengende und sehr Fordernde Fischerei aber es gibt wohl kaum etwas besseres!

Im übrigen führt Stefan ebenfalls einen Blog 😉 : https://blog.platzie.de/

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