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Fliegenfischen auf Zander – Technik, Taktik und Gerätschaften für die Nacht

Der zweite Zander überhaupt auf Fliege, der erste aus dem Main

Da sich nach den letzten Zanderfängen mit der Fliege, die Fragen bei den Spinnfischenden (aber auch Flifi) Kollegen „stapelten“ versuche ich nochmal einen deutlich ausführlicheren Bericht zu schreiben. Zwar gibt es viele der Infos sicherlich in einigen der älteren Beiträge zu lesen aber gebündelt in einem ist es hilfreicher als alles zusammen suchen zu müssen. Das wird also kein Erfahrungsbericht sondern eher eine Art Infobeitrag, unterteilt in Kategorien die ich vielleicht nach Bedarf ergänze. Der Text wird dann auch angepinnt werden.

Vorab als Info noch etwas wirklich wichtiges! Die ganzen Methoden, Empfehlungen, Fänge usw. richten sich nur an die Fischerei bei Dämmerung / in der Nacht. Das ist ein Riesenunterschied zu der Angelei am Tag. Das eine hat überhaupt nichts mit dem anderen zu tun. Das nur nochmal als Einleitung.

Großartiger Fisch!



Unterteilen wird sich das ganze Ungefähr in die Kapitel:

-Ruten

-Schnur

-Vorfach

-Streamer

-Schnurkorb

-Technik/Werfen

-Stellenwahl



Ruten:

Ich bevorzuge für die Angelei auf Zander eher „mittel“ schnelle Ruten, also welche mit Rückgrat aber etwas nachgebender Spitze bzw. dem 1/3. Für mich müssen die nicht sofort wieder zurück Springen und für Zander Nachts drei Mal nicht. Der Anhieb wird (im Idealfall) mittels Strip Strike (einfach googlen was das heißt) gesetzt und nicht über die Rute. Anfangs bedarf es etwas Übung aber man gewöhnt sich schon dran, spätestens wenn einem Ständig die Fische ausschlitzen weil man versucht einen Anhieb zu setzen. Das passiert bei der schnelleren/härteren Rute übrigens genauso gut, da fehlt den Fliegenstöcken einfach die nötige Power um richtig hart durchzukommen, die dicke Fliegenschnur trägt ihr übriges dazu bei. Der in meinen Augen einzige Vorteil der etwas härteren Ruten für Anfänger interessant macht, ist das verzeihen einiger Wurffehler. Der größte Nachteil ist aber der für mich entscheidende! Es schlitzen mehr Fische aus, gerade wenn die Bisse vor den Füßen kommen gibt’s ganz schnell Frust.

Ansonsten kann man die Klassen 7-9 sehr gut verwenden. An und für sich reicht eine 7 und/oder 9, alle drei braucht es nicht. Mein Favorit ist und bleibt die 7ner in 9ft. Manchmal wenn es viel Uferbewuchs gibt, sind auch 10Fuss ganz nett aber nichts das man wirklich braucht. Dabei bestimmt die Größe/Gewicht des Köders ob wir die 7 oder 9 Werfen. Da ich lieber relativ klein und vorsichtig unterwegs bin, Fische ich daher die 7ner. Damit kann ich Bucktail Streamer von 8-12cm Problemlos auch bei starkem Wind noch Werfen. Bin ich der Meinung es braucht ordentliche Happen der +18cm Kategorie (oder stark Voluminöse / Wasser aufnehmende) kommt die 9ner zum Einsatz. Alles in allem reichen die kleinen Streamer aber wirklich aus, selbst die großen Zander sagen zu einem 8cm Happen nicht nein wenn dieser direkt an ihnen vorbei schwimmt. Wir müssen immer vor Augen haben das wir einen Fisch fangen wollen der gerade in diesem Moment auf Jagd ist und nicht passiv irgendwo rum liegt. Sprich kommt etwas nah genug vorbei das nach Fisch aussieht, wird dieses auch attackiert! Ob das ganze nun 8 oder 18cm lang ist, ist fast Vollkommen egal und limitiert uns am Ende nur bei der Stellenwahl. Wieso manchmal aber größere Köder von Vorteil sind kommt an anderer Stelle.

Der Tail musste viele Bisse über sich ergehen lassen…

Schnur:

Tatsächlich gibt es hier neben der Vorfach Geschichte die meisten Fragen aber auch die einfachste Antwort. Es reicht voll und ganz eine einzige Schnur und das ist eine Schwimmschnur. Nicht mehr nicht weniger! Ab der Klasse 7 sind die auch noch zusätzlich häufig für die Streamerfischerei Optimiert, das heißt man kann hier zwangsläufig fast nichts falsch machen. Ein Schusskopfsystem ist ebenfalls überflüssig und sorgt im dunklen eher für Frust, also Vollschnur, entsprechend passend zur Rutenklasse und fertig. Zu kurz sollte der Kopf der Schnur nicht sein, also 7-8m oder sowas, dabei steigt dann die Tendenz zum „aufplatschen“ und verscheuchen der Zander. 9-11m sind perfekt. Ich ganz persönlich verwende dann zusätzlich Aufgrund der Scheuchwirkung auch am liebsten Klare Schnüre, davon gibt es zum Glück eine ganze Menge im Angebot. Da hat sich Technisch einiges getan! Das kann zwar nur Einbildung sein aber an manchen Tagen schreckt so eine dicke gut gegen den Himmel sichtbare Schnur meiner Meinung nach die Fische ab. Ein Vorteil sind übrigens gerade die heute Modernen Schnüre, diese sind Teilweise für kalt aber auch warm Wasser Temperaturen geeignet. Fischt man das ganze Jahr durch mit seinem Zeug kann einem das viel Frust aber auch Geld sparen.

Der erste Zander, zum Glück nicht der letzte!

Vorfach:

Auch das ist schnell und einfach erklärt! Ich habe normalerweise ein gut 2m langes und 0,3-0,4mm dickes Vorfach plus Stahlvorfach Spitze. Bei den Klaren Schnüren kann man sogar kürzer Fischen. Richtet sich ansonsten aber nur nach den Windverhältnissen und der Größe/Gewicht unserer Fliegen. Je Windiger es ist und je größer der Streamer desto kürzer wird zwangsläufig unser Vorfach, wenn ich noch sinnvoll werfen können möchte. Es ist vollkommen egal wie Tief das Wasser drum herum ist, wir fischen nur auf die aktiven sich an der Packung/Hindernissen orientierenden Fische und diese kommen nun mal Flach. Unter 1,5m länge würde ich dann aber auch nicht anbinden, der Köder sollte die Chance haben zumindest etwas untergehen zu können.



Streamer:

Darüber könnte man wohl eine Doktorarbeit schreiben. Ich unterteile die verschiedenen Typen die zum Einsatz kommen können und fasse die Farbauswahl im Vorfeld zusammen.

EP-Fiber Streamer mit den ersten Varianten der Druck Scheiben


-Farben: An und für sich „braucht“ man nur drei verschiedene „Farben“, schwarz, chartreuse und weiß und wenn man es ganz runter brechen möchte benötigt man nur eine einzige und das ist schwarz. Quasi egal bei welchen Licht/Wasser Verhältnissen. Schwarz hat immer den größten Kontrast zum Himmel und das ist das einzige was uns zu Interessieren hat wenn wir es genau nehmen wollen. Allerdings und das gebe ich gerne zu, wird das auf Dauer echt langweilig! Trotzdem Fische ich 95% der Zeit schwarze Streamer, Teilweise für etwas mehr Akzente mit Glitzer Tinsel. Mal mehr mal weniger je nach Lichteinfall von außerhalb. Je weniger Licht ich habe desto höher wird der Tinsel Anteil und umgekehrt. Unter einer Laterne sind dann nur noch 1-2 davon eingebunden. Als kleiner Tipp bei Unsicherheit welchen Köder man nehmen sollte: Das Muster einfach gegen den Himmel halten, also die verschiedenen Farben und dann den nehmen welcher am besten sich dagegen abhebt. Sollte man diese Angelei wirklich ernsthaft betreiben wollen, würde ich empfehlen ein bisschen mehr Geld in die Hand zu nehmen und die Fliegen selber zu binden. Den kram machen so wenig Leute das es viel zu experimentieren gibt, kaum einer einem was erzählen kann und die zu kaufenden Streamer leider oft nicht passend sind. Da ist es auch egal wenn die Kollegen das Semiprofessionell machen, fragt man nach wie oft im dunklen schon auf Zander gefischt wurde gibt’s oft nur eine Antwort oder „man hat mal einen gefangen“. Ohne den Jungs was böses zu wollen geht’s halt darum sein Zeug (Ausnahmen gibt’s natürlich immer, ich kenne so eine auch) los zu werden. Funktioniert sicherlich auch bei Hecht und Co am Tag aber Nachts ist es schon ein bisschen anders.

Unsere Streamer dürfen nicht schwimmen wie ein Korken sondern gehen am besten von sich aus unter. Je nach Strömung fischen die dann zwischen 10-80 cm unter Wasser. Sie müssen sich leicht Werfen lassen können, das ist essentiell für das Ausbringen im dunklen! Lieber laufen die Jungs zu flach als zu tief, da die Zander nach vorne/oben jagen also genau richtig. Zu Flach gibt es zudem nicht wenn die wirklich Bock haben. Dann jagen die Räuber direkt unter der Oberfläche und schlagen auch genau dort zu. Ich hatte schon mehr als einen Fisch beim Treiben lassen der Fliege direkt an der Oberfläche (nicht an der Packung). Die Bisse sind sehr gut für Herzinfarkte geeignet. Bezüglich der Größe fische ich im Schnitt Muster von 7-13cm Länge. Reicht eigentlich fast immer aus. Große Fliegen werfe ich nur wenn die Bedingungen im Wasser nicht gut sind. Also richtig trübes Wasser, sehr starke Strömung usw. dann können die Zander in meinen Augen unseren Köder einfach noch ein bisschen besser wahr nehmen. Ist aber wirklich extrem selten der Fall.



-Game Changer: Recht aufwendig zu Bindende Fliegen aus mehreren Gliedern bestehend. Ist auf jeden Fall was für Ruten der Klasse 9 dank ihrem Gewicht. Spielen extrem schön, sind aber was für die Fischerei aus Langeweile. Bringt mehr Nach als Vorteile durch das Gewicht. Fangen aber auch ihre Fische und man kann sich extrem austoben. Hier Fischt das Auge definitiv mit!

Peter von Crazy Predator Streamer bindet diese Schönheiten!
Und Fängt!

-EP Streamer: Sind aus einem Material Gebundene Fliegen. Sehr einfach, sehr haltbar, Funktionieren 100%ig. Sind oft leider hässlich und brauchen beim Zuschneiden etwas Übung. Bestehen Komplett aus dem Synthetischen EP Fiber Material, das wird Verhältnismäßig großzügig eingebunden und dann eben zurecht getrimmt.

EP-Streamer


-Bucktail Streamer: Sind mittlerweile mein Favorit, hier vereint man die Vorteile aller Varianten in einem. Man braucht nicht sehr viele verschiedene Materialien, mit etwas Übung sehen die Fliegen super aus und leicht bleiben sie ebenfalls! Zudem halten sie einiges aus und am allerbesten lassen sie sich extrem leicht im Vergleich zur Größe binden. Das liegt vor allem an dem Fell welches trotz spärlicher Bindeweise noch eine gute Silhouette bildet.

Neben der Farbe gibt es noch zwei in meinen Augen wichtige Aufrüstungsteile:



-Plastik-Scheiben für das Öhr: Schneide ich mit einer Schere aus alten Plastikblistern, je nach dicke einfach Doppelt nehmen. Die sollten einigermaßen stabil sein, müssen aber nicht Bretthart daher kommen. Hat man eine zur Fliege passende Größe für sich gefunden macht man mittels einer heißen Nadel ein Loch für den Haken rein. Achtung! Nach unten kann man ein gutes Stück wegschneiden damit die Lücke von Hakenspitze und Rand der Plastikscheibe möglichst groß ist. Das gibt sonst Fehlbisse weil die Platte ein eindringen der Hakenspitze erschwert. Diese Scheibe sorgt dafür das unsere Fliege deutlich mehr Druck und daher Aufmerksamkeit verursacht als sie normalerweise tun würde. Da brummt auch ein kleines Muster schon ordentlich los! Zudem kann man damit etwas die Drift verlangsamen bzw. die Fliege deutlich langsamer Fischen/einholen. Ich Fische tatsächlich gar nicht mehr ohne auf Zander, halte ich diesen Punkt neben dem Kontrast doch für eine der wichtigsten Eigenschaften der Fliege. Im Übrigen lassen sich damit auch schon lange fertige Streamer nachrüsten. Das Loch einfach etwas größer machen und von vorne auf das Öhr schieben. Funktioniert 100%ig, muss dann aber mit einem Snap oder sowas gefischt werden da sich die Scheibe ansonsten hoch und runter bewegen kann.


-Dragontail: Ich habe sehr lange und viel mit diesen Teilen gefischt und sie mittlerweile fast gänzlich verbannt. Diese sehr schön im Wasser spielenden Kunststoff Lappen bringen echt viel Aufmerksamkeit aber sorgen für eine Enorm starke Fehlbissquote. Es wird dann gerade bei etwas Strömung nur in den Schwanz gebissen, selbst ein Stinger hilft da nicht. Bei fast stehendem Wasser hinter flachen Buhnen oder sowas setze ich immer noch gerne auf diese Art extra an der Fliege aber sobald etwas Strömung herrscht kommen die weg.

Der kam in einem komplett ruhigen Bereich hinter einer Buhne

Schnurkorb:

Ich habe immer einen dabei da ich mich fast immer auf der Packung bewege und keine Lust habe meine Schnur zu zerstören. Ob jetzt ein Linekurv oder ein Flexistripper ist eigentlich egal. Mehr als 15m Schnur hat man selten bis nie draußen liegen.


Technik:

Zum Glück ist die Technik echt Simpel! Hat man sich an die Werferei und den Ablauf dessen im dunklen gewöhnt geht das von ganz alleine. Einfach im 90 und 45 Grad Winkel abwechselnd zum Ufer werfen und mit langsamen ca. 10cm langen Stripes einziehen. Am Ende der sogenannten Drift und dem einholen, wenn nur noch wenige cm Flugschnur außerhalb des Spitzenringes sind, langsam die Rute hoch nehmen und den letzten Meter so aussfischen. Manchmal knallt es genau in dem Moment, ähnlich wie beim Wobbler angeln eben.



Stellen:

Hier könnte man wieder einen Roman schreiben, das würde aber den Rahmen des ganzen bei weitem sprengen. Meine allererste Empfehlung wäre sich mit den Spinnfischern anzufreunden und mit diesen zusammen zu gehen. Genau an den selben Ecken (Wobbler Angeln) können wir die Fliege fischen. Im Idealfall kennt man die Stellen schon aus der Vergangenheit weil man selber mit dem Wobbler los war. Ansonsten ist Struktur und Packung im Wasser immer sehr gut aber auch einfach Strömungsberuhigte Bereiche in der Nähe zum Hauptstrom. Ich selber mag z.B. die Buhnen Angelei überhaupt nicht obwohl ich dabei meinen ersten Zander beim zweiten Versuch fangen konnte. Aber um ganz ehrlich zu sein bezüglich der Stellenwahl gibt es mehr als genug Videos und Berichte in Büchern/Zeitschriften, daher spare ich mir weitere Ausführungen an dieser Stelle.



Wie irgendwo im Text erwähnt werde ich sicherlich den ein oder anderen Punkt noch ergänzen/informativer gestalten, für den Anfang sollte das aber eine erste Hilfestellung geben. Die meisten die sich dafür interessieren stammen wie erwähnt, ja aus dem Spinnfischer Bereich und wollen einfach nur ihr Spektrum erweitern. Sind also nicht so hilflos wie ich am Anfang. Ich hatte Zander noch nie live gesehen, geschweige denn Befischt.



Ansonsten hat das ganze (höhö) einen Haken! Der Biss! Wenn so ein 60er Zander einem volle Möhre in die Rute knallt und einem die Schnur aus der Hand schießt wird es schwierig davon wieder los zukommen. Das Tock beim Jiggen ist ein Witz dagegen. Zwar haut nicht jeder Fisch so rein aber wenn? Uiuiui das macht süchtig

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2 thoughts on “Fliegenfischen auf Zander – Technik, Taktik und Gerätschaften für die Nacht

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