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Herbstliches Fischen am Bach


Seit ca. Mitte dieser Saison bin ich recht häufig an kleinen Gewässern unterwegs. Zwar hatte ich schon immer ein Faible für diese aber so richtig Intensiv befischte ich sie bisher noch nicht. Vermutlich ging es mir da wie vielen Kollegen, wenn man schon raus kam dann wollte man auch etwas Werfen und sich nicht unbedingt am Wasser abmühen müssen. Ein Fischen dort war somit zwar meist schön aber häufig nur eine Möglichkeit auszuweichen wenn die größeren Gewässer aufgrund hoher Pegel nicht mehr betretbar waren. Nun hat sich dies aber etwas verschoben, größere Ströme wie Nahe und Kyll befische ich nach wie vor gerne aber die kleinen sind die, die mich auch bei Regen und eigentlich schlechten Verhältnissen noch raus locken. Man muss sich hier nun mal wirklich Mühe geben und es ist nicht ungewöhnlich wenn man am 1,5m breiten Bach dann doch mal als Schneider heim geht, benimmt man sich nicht vernünftig oder stellt sich nicht auf die Begebenheiten ein, ist dies sogar eher die Regel als ungewöhnlicher Ausreißer. Alleine dieser Umstand hat einen gewissen Reiz, man weiß nie was kommt. Allerdings kann es auch schon mal sehr frustrierend sein wenn die Fische bereits aus 10Metern Entfernung Reißaus nehmen. Andererseits macht man alles richtig ist es ein unbeschreibliches Gefühl sich aus 10Metern an einen erspähten Fisch zu pirschen und die Nymphe in der Hocke zu Präsentieren. So fuhr ich dementsprechend hoch Motiviert Richtung Saarland. 

Viel wusste ich nicht über das Gewässer, der Bestand an Bach und Regenbogenforellen sollte gut sein, ebenso die Aussicht auf Saiblinge und so genannte Tigerforellen. Letztere hatte ich noch nie gefangen nach meinem Besuch kann ich aber Bestätigen das diese recht hübsch anzusehen sind. Ein großes Dankeschön geht hier noch an Ralf der mir sehr bereitwillig den Tipp für den Bach gab! Dieser ist in zwei Abschnitte gestückelt, das untere und obere Stück relativ Mittig geteilt. Das Untere ist stark bewachsen und ein Naturschutzgebiet, dementsprechend wird auch nichts am Ufer gemacht, das obere ist ab der Mitte „frei“ und lässt sich daher auch recht einfach befischen. Bei meiner ersten Tour befischte ich nun das obere Stück, dieses ist nur für Gäste zu erreichen die eine Anfahrt von mehr als 100km haben, dies war bei mir der Fall und so konnte es losgehen. Der erste Km zeigte sich für den Fliegenfischer leider relativ uninteressant, Waten ist aufgrund des Schlammigen Grundes nicht zu empfehlen und die Beidseitig bewachsenen Ufer machen es einem ziemlich unmöglich zu Fischen, dazu kommt das es hier relativ Trüb, Tief und Langsam Fließend ist. Definitiv eher was für Naturköder oder aber Spinnfischer. Nach diesem Abschnitt wird es aber langsam Interessanter, der Bewuchs geht etwas zurück und der Schlamm weicht recht feinem Sand. 

Zwar ist das Waten immer noch nicht angenehm aber man kann sich immerhin mal an eine Stelle Pirschen oder ans andere Ufer gelangen. Hier konnte ich dann auch die ersten Fische ausmachen oder sagen wir eher ihre Staubwolken sehen. Ein Wechsel des Ufers war nämlich noch nicht möglich gewesen und die schief stehende Sonne sorgte für meinen Schatten auf dem Wasser. An so einem Gewässer natürlich Tödlich für das Anschleichen. Nachdem das Queren aber nun ging und ich es ans andere Ufer geschafft hatte war dies kein Problem mehr. Einzig die extremen Trampelpfade an beiden Ufern irritierten mich noch etwas, dies legte sich aber nur kurzer Zeit später als klar wurde das diese nicht von Menschen sondern von Wildschweinen waren. Bemerkbar machte sich dies als der Pfad in ein Gebüsch führte mit für Menschen unpassierbarer Höhe, außer man Kroch oder war nur 60cm groß. Meine Sorge, dass der Abschnitt extrem viel Befischt würde, verpuffte dann auch bald. Das begehen der wirklich interessanten Stellen dürfte vielen zu Aufwendig sein zumal der nächste Parkplatz mindestens 2km weit entfernt lag, so lange ich aber noch gut zu Fuß bin macht mir das nicht viel aus. Vorsichtig zwischen den Büschen und Bäumen durchspähend entdecke ich dann auch bald den ersten Schönen kleinen Pool. Hier teilte eine kleine Insel mit zwei – drei Bäumen das Wasser und bildete Linkerhand eine schöne ausgespülte Kurve sowie rechts besagte Tiefere Ausspülung. Mich langsam bewegend Fischte ich zunächst die gegenüber liegende Seite ab, hier lag wohl schon länger Totholz welches sich für die Bildung des Pools verantwortlich zeigte. Nach dem dritten oder vierten Wurf konnte ich den ersten Fisch haken, irgendwas kleines, verabschiedete sich aber ziemlich bald  wieder. Nun ging es an die Kurve in der sich leider gar nichts tat. Einer Eingebung folgend bestieg ich nun Vorsichtig die Insel und begab mich in die Hocke um mir den weiteren Verlauf anzusehen. Wie erwartet ging es sehr Strukturiert weiter, mein Standort selber war leicht unterspült, diente aber vor allem als Auffanglager für allerlei Schwemmgut. Dann folgte ein Flacher Abschnitt mit am linken Ufer befindlichem Totholz und dem entsprechend hervorragenden Versteck Möglichkeiten. Folgte man dem Verlauf weiter blieb der Blick gleich darauf am nächsten Pool hängen, anschließend folgte wieder ein Flacher Abschnitt und zum Schluss direkt über dem Wasser hängende Äste, spätestens hier war also Schluss. 

Am mir nächsten Flachen teil konnte ich nun den ersten Fisch wirklich ausmachen ohne das mich dieser entdeckte, das Schleichen und Vorsichtige Waten hatte sich also schon mal bezahlt gemacht. Klein war das gute Tier ebenfalls nicht, ich vermutete eine Forelle in den 40ern. Was gibt es spannenderes als das Fischen am kleinen Bach? Richtig! Fliegenfischen auf Sicht! Am Einlauf des Pools selber konnte ich ebenfalls einen Schatten ausmachen allerdings einen deutlich größeren, der sich nun in den Tiefsten Bereich zurück zog. Puh eine schwere Entscheidung, den kleineren Fisch anwerfen und möglichweise den besseren verscheuchen oder aber volles Risiko und den großen Anwerfen? Ich Probierte Variante 1 und hatte vor den Fisch direkt und hart zu Drillen, Möglichweise schwamm dieser dann ja ohne Aufsehen zu erregen abwärts. Die kleine und nur leicht beschwerte Nymphe brachte ich mit einem leichten Schlenzer aus, der erste Wurf ging zu kurz runter, der zweite war besser, der dritte kam „Perfekt“. Ein öffnen des Mauls und dezentes ausscheren zur Seite signalisierte mir den Biss, das langsame anheben der Rute wurde dann auch mit guten Kopfstößen beantwortet und tatsächlich Stürmte die Forelle direkt abwärts an mir vorbei. Der Drill gestaltete sich natürlich auf diesem kleinen Raum aufregend, konnte aber für mich entschieden werden. Nach Versorgung des Fanges setzte ich mich auf das Eiland und überlegte was zu tun sei. 

Weiter gehen und den Spot auf dem Rückweg nochmal angehen oder aber Versuchen den Chef / die Chefin des Pools zu erwischen. Da ich mich kenne und ein erneutes Aufsuchen der Stelle daher wenig wahrscheinlich schien, entschied ich mich für das hier und jetzt. Der Drill wenige Minuten vorher verlief relativ Dezent und möglichweise ging ja noch was. Viele Würfe würde ich allerdings nicht haben denn Unruhig war es nun mal dort im Eck, die Forelle würde also so oder so besser Aufpassen als vorher. Nach ein paar weiteren Minuten des Wartens konnte ich sie auch wieder ausfindig machen oder zumindest einen Teil des Kopfes wenn dieser sich leicht zur Seite neigte. Gefressen wurde also noch, das machte Mut! Die selbe Nymphe wie zuvor Nutzend brachte der erste Versuch keine Reaktion, der zweite war deutlich besser, langsam Trudelnd sank die Nymphe bis ich sie aus den Augen verlor, der Kopf zuckte allerdings wieder Mal zur Seite. Sollte ich? Sollte ich nicht? Egal! Viele Versuche haste eh nicht mehr. Anhieb! Was nun folgte war eine echt üble Hausnummer, der Herr des Pools zeigte sich als stark gefärbter Regenbogenmilchner und legte so richtig los.  Ab ging es unter das Totholz, wieder darunter hervor, an die Spitze zur Insel ebenfalls durch das Holz in die Ausgespülte Kurve rein. Langsam dämmerte mir das eine Verfolgung notwendig werden würde zog der Fisch doch noch weiter ab. Ein Stopp folgte, ein drehen und wieder ging es in die Kurve hoch. Alles im Bruchteil weniger Sekunden, die gerade noch abgezogene Schnur nahm ich schnell wieder auf um Spannung zu halten. Nun folgte ich langsam, denn es war klar, dass der Fisch noch längst nicht mit mir fertig war. Brutal bog sich die Gespließte durch und ich wartete nur auf das Ausschlitzen oder Aufbiegen des Hakens. Als dies in den nächsten etwas ruhigeren Sekunden des Drills nicht passierte und das der Forelle ebenfalls klar wurde ging der Tanz weiter, wieder Stromab Richtung überhängendes Buschwerk, nur ein starkes dagegen halten führte daran vorbei. Nun ging es wieder ein Stück aufwärts, in den zu allererst befischten Pool, hier konnte ich das ganze nun für mich entscheiden und das Vieh sicher Keschern. Ich will erst gar nicht versuchen diese wirklich schöne und große(knappe 57cm!) Forelle zu beschreiben daher an dieser Stelle einfach mal zwei Bilder:

 

Ich weiß nicht ob die Aufregung und der Adrenalinausstoß bei meiner Umschreibung hier wirklich klar werden aber es war der Wahnsinn! Verständlicherweise musste ich mich nun erstmal setzen und runter kommen, die Hände zitterten doch schon ein bisschen.

Die bitter benötigte Pause wurde zum Verzehr einiger Quarkbällchen und dem Trinken von Wasser genutzt, anschließend zog es mich weiter. Egal wie es weiter ging, der Tag war Gedanklich für mich gelaufen. Wie sollte das Ganze auch besser werden, also genoss ich das herrliche Wetter und die Umgebung so richtig. Einige an und für sich gute Spots ignorierte ich nun und suchte mir einfach zu befischende Stellen. 

Eine Begradigte Stelle brachte dann auch einen weiteren Biss bzw. Fisch auf Sicht, dieser knallte in seiner ersten Flucht voll in die Bremse und nahm Schnur von der Rolle, wieder eine Regenbogenforelle, diesmal aber weiblich und deutlich kleiner. Nach der Landung ging es weiter, an einem Einlauf folgte hier eine dieser so genannten Tigerforellen, eine Mischung aus Bachforelle und Saibling. Wirklich hübsch anzusehende Tiere auch wenn sie meiner Meinung nach fast nur nach zu Letzt genanntem Fisch aussehen. Die Bäume wurden im weiteren Verlauf immer weniger und so hatte das ganze bald einen Wiesenbach Charakter, also freies Werfen, dafür aber keine Versteck Möglichkeiten mehr. Versuche mit der Trockenen, die sich ab jetzt sehr gut anbot, schlugen Komplett fehl und wurden Ignoriert, schlimmstenfalls verließ man in Panik seinen Standplatz. Dies habe ich nun an solch kleinen Sandigen Gewässern schon öfter Beobachtet, das Fischen mit der Trockenen macht kaum Sinn, die Forellen sammeln ihre Nahrung unter Wasser ein und bemühen sich nicht nach oben. Leider wurde der Bach nun uninteressanter, die Bereiche waren wieder einfach zu erreichen und befischen, somit war der Druck auf die Fische höher. An der ein oder anderen Rausche gab es nun noch Bachforellen und Äschen, kurz nach Mittag beendete ich aber die Fischerei und trat den Heimweg an.

Für das nächste Jahr werde ich mich verstärkt den Bächen widmen, es ist ungemein Spannend und Fordernd, zwar gibt es seltener die Möglichkeit des freien Wurfes ohne Hindernisse aber dies macht aktuell so überhaupt nichts.

 

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