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Geschichten vom weißen Wal

Kommen wir seit langem mal wieder zu einer Thematik der ich mich ja quasi voll und ganz verschrieben habe. Der Sichtfischerei auf gute Bachforellen in doch sehr kleinen Gewässern. Im letzten Jahr habe ich, glaube ich, nicht einen Beitrag dazu geschrieben. Und wieso? Weil es eine Frustrierende Saison war, erstens waren kaum Fische auszumachen, zweitens waren meine lieblingsstellen nicht mehr Fischbar und drittens, weil mir ein bestimmter Fisch wirklich extrem auf den Sack ging. Dieser ü50 Bock teilte sich sein Revier immer mal mit kleineren Artgenossen, darunter auch hin und wieder bis zu zwei mit ungefähr 40cm oder knapp darunter. Der Standort war vom Fisch perfekt ausgewählt, viel Totholz vor einer kleinen Halbinsel, darüber eine schöne Rausche und viele Überhängende Äste zusätzlich. Dazu kam das der Typ seine Augen überall zu haben schien. Es kam mehr als einmal vor das ich bereits aus 20 Metern Entfernung die Bugwelle des schnell Flüchtenden Fisches sehen konnte. Das ein oder andere Mal half es dann sich ruhig hin zu setzen und nach einer Stunde oder länger Tauchte er dann wieder auf, nur um beim ersten Schwung mit der Fliege wieder abzuhauen. Ganz übel war es immer, wenn er mal mit der Strömung geschwommen kam, die Stelle war so übersichtlich für die Forelle das der nächste Stopp erst Tief in dem Totholz statt fand. So verlief die letzte Saison dort komplett Fischfrei, es war nicht möglich was zu machen. Ganz übel war ein Tag an dem ich durch den Matsch kroch, mich in Position brachte und er überhaupt nicht auf meine Muster reagierte, sondern alles ausschlug aber fröhlich und regelmäßig vor mir stieg. Heute weiß ich dank Michael N. das er vermutlich schlüpfende Mücken von der Oberfläche schlürfte. Nur zu dem Zeitpunkt hatte ich nicht mal den Hauch einer Ahnung davon und so beendete ich äußert Frustriert meine Bachsaison!

Vorne rechts am Rand stand sie gerne

Im neuen Jahr 2020 ging ich das ganze nun sehr entspannt an und nutzte die Forellenfreie Zeit für neue Taktiken und Gerätschaften. So Fuchste ich mich bei der Euro Nymphtechnik mehr ein und beschäftigte mich mit dem Fang von Zandern. Bis dato verweigerte ich den Einsatz langer Fliegenruten an den kleinen Gewässern gänzlich, zu unnütz erschien mir das Gerät dort. Für diesen Spot allerdings reifte nach und nach die Idee das genau diese Variante das richtige sein könnte. Ich müsste ja nicht den ganzen Tag so Fischen sondern würde einfach zum Auto zurück gehen und wieder die Gespliesste raus holen wenn ich fertig war.

Gedacht – getan! Corona bedingt dauerte der erste Einsatz deutlich länger als erwartet aber als es dann soweit war wurde klar das sich die Bedingungen mal wieder geändert hatten und zwar zu meinem Vorteil! Das Totholz hatte sich durch Hochwasser aufgetürmt und bot mir einen hervorragenden Sicht und Schleichvorteil. Daher ist es auch nicht verwunderlich das schon nach 5 Minuten der erste und auch gute Fisch am Haken hing, ein schöner Rogner mit nicht ganz 40cm. Zack! Schon mehr Fisch gefangen als im gesamten letzten Jahr dort. Da man zur Landung ins Wasser muss war natürlich an ein weiter Fischen nicht zu denken und so ging es weiter. Am nächsten Tag an derselben Stelle ging noch eine Handlange Forelle auf den Bachflohkrebs, gar kein schlechter Anfang! Nur den großen Fisch entdeckte ich nirgends.

Bereits wenige Wochen später war ich wieder zugegen, diesmal zeigte sich am unteren Rand meines Sichtfeldes eine schöne Bachforelle jenseits der 40cm, sowie zwei kleinere mit 20-30cm. Was schön klingt stellt einen vor so einige Probleme, sind die kleineren Herrschaften nämlich schneller oder Aufmerksamer verprellen sie mit einem Biss und anschließendem Drill das Ziel unserer Begierde. Das dies nicht immer der Fall sein muss würde der Tag noch zeigen, dass wusste ich in diesem Moment aber noch nicht. Ich warf also nun die etwas größere Dame an und konnte sie bereits in der ersten kurzen Drift Haken, schnell aufgestanden und ins Wasser gesprungen. Einmal, zweimal, dreimal zog sie ins Totholz, beim vierten Mal nun schwamm sie um einen Stock und war weg. Nein! Übel der Ausgang, die Fliege hing sauber im Ast, Respekt, keine schlechte Nummer des Fisches. Keine Change für mich. Recht enttäuscht kletterte ich ans Ufer und setzte mich, eine Zigarette musste her ob des Frustes.

Verstehen kann das denke ich jeder, nun gemütlich Rauchend dachte ich daran Heim zufahren. So wäre eh mein Plan gewesen… Ein Blick auf das Wasser werfend entdeckte ich eine der 20/30er Forellen. Hm! Was tat die denn da? Da stand ich doch erst noch vor knapp 10 Minuten? Nummer zwei kam nun ebenfalls hervor. Ich war ein klein wenig verwundert. Interessierte die das am Ende überhaupt nicht mit der Unruhe? Ich kann mir das im Nachhinein nur so erklären das die Jungs im Totholz unterwegs waren und tatsächlich nichts mitbekommen hatten. Ansonsten hätten die sich ja nicht mehr gezeigt? Auf jeden Fall sah ich nun den Grund aus dem die beiden aus der Totholzburg kamen: Mein Bock mit weit über 50cm Länge, war er im letzten Jahr rank und schlank war er in diesem Mal richtig gut genährt! Kurz kam er raus, machte eine Ansage den anderen Flossenträgern gegenüber und verschwand anschließend wieder komplett im Totholz. Hui, alles klar eingepackt wird wohl doch noch nicht. Wenn sich eine Forelle so zeigt, dann kann sie ja nicht von mir aufgescheucht worden sein, zumindest hoffte ich dies. Es wurde somit Zeit für die selbe Taktik von vor zwei Jahren. Das heißt ausharren, die Fliegenrute in der Hand und warten! Alle 20-25 Minuten zeigte sich nun der Bock und scheuchte die Kollegen kurz zur Seite, wenn sie mal wieder zu nahe kamen. Absolut spannend dieses Revierverhalten zu beobachten. Die kleineren Artgenossen wurden nicht wirklich angegangen, sondern eben nur auf Abstand gehalten. Zwischendrin versuchte ich mein Glück mit der Fliege aber die einzigen die Reagierten waren die kurzen. Diesen zog ich die Fliege dann schnell vor der Schnauze weg, vor allem die etwas größeren Realistischen Muster hätten Abnehmer gehabt.

Darauf ankommen lassen wollte ich es aber nicht. Nun verharrte ich also Teilweise sitzend, Teilweise in der Hocke oder auch halb auf dem Rücken liegend, die Füße und Oberschenkel begannen leicht zu Krampfen. So verging eine Stunde, dann die Nächste, langsam hatte ich die Schnauze voll… Einmal wollte ich ihn noch sehen und dann würde ich aufgeben. Machte ja doch keinen Sinn, so wie der in seiner Burg stand war er nicht anfischbar, nicht Mal von oben. Kurz sah ich ihn wieder und schon zeigte er nur noch die Schwanzflosse welche langsam im Holz verschwand. „Na das war jetzt wirklich etwas sehr kurz“ zündete ich mir noch einen Glimmstengel an. Also doch noch einen Versuch abwarten, dieser folgte wenige Minuten später. Ich hatte die Zigarette eben ausgemacht und sah wie sich eine der kleinen im Totholz breit machte. Schon kurze Zeit später schoss sie davon gefolgt von meinem Freund. Diesmal war sie ihm wohl deutlich zu frech geworden jagte er sie doch ein gutes Stück weiter raus. Meine Change! Also die Fliege in den Weg des Fisches gehalten und wirklich er kam hoch und packte direkt zu. Ohne Argwohn, ohne zu überlegen! Anhieb und los ab ins Wasser. Eine Flucht ins Unterholz, wenige Sekunden später die Nächste, anschließend einmal unter einem Ast lang aber der Haken und vor allem die Knoten hielten. Noch eine kurze Flucht und anschließend das führen über den Kescher Rand- geschafft! Boar Ey! Kaum zu glauben aber nach gut 1,5 Jahren hatte ich meine Forelle aufs Kreuz gelegt und sicher gelandet.

57cm zeigte das Maßband, in einem Bach der häufig kaum 1,5m Breit war. Diese Art des „Ansitz“-Fliegenfischens ist ganz sicher nicht jedermanns Sache aber offensichtlich kann es zum „Erfolg“ führen. Ich werde dies an Markanten gut einsehbaren Stellen wohl noch öfter mal versuchen. Hätte ich an dem Tag nicht so lange an der Stelle gewartet hätte ich gedacht die 40er Forelle ist der einzige etwas bessere Fisch vor Ort, was wie sich zeigte vollkommen falsch gewesen wäre. Dies gibt mir stark zu denken und führt zu der Überlegung wie viele Fische man wohl überhaupt nicht wahr nimmt weil man den Platz zu schnell wieder verlässt? Ansonsten wird dies einer meiner „neuen“ Taktiken an solch kleinen Gewässern werden, lange Fliegenrute und ganz gezielt in der Deckung hockend, eine gute Drift durchführend einen Fisch anfischen. Nicht immer ist also die Gespliesste nun mehr DAS Mittel zum Zweck. Nur der Steilere Winkel im Drill bereitet mir sorge, da muss die Fliege Bombensicher halten damit man die Forellen nicht verliert. Und nun mal sehen ob ich noch weitere Fische dieses Kalibers ausmachen und befischen kann. Diese wirklich lang Anhaltende Kapitel der Bachfischerei beschließe ich hiermit.

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