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Ödensee – Steiermark

Ich nutze ja gerne jede sich bietende Möglichkeit zum Fischen. So ist es nicht verwunderlich, dass ich bereits seit drei Jahren bei jedem Urlaub mindestens eine Fliegenrute dabei habe. Irgendwas ergibt sich immer. Dieses Mal sollte es nach Österreich gehen und schon geraume Zeit vorher war klar, dass drei Tage zum Fliegenwedeln zur Verfügung stehen würden. Da man über das Netz mit einer Fülle an Informationen quasi überschwemmt wird, dauerte es seine Zeit bis ich mich zu Recht fand. Vor allem Felix und Tobias vom FF-Forum waren mir hier bei der Orientierung eine große Hilfe, dafür nochmal Danke! Schnell war klar, dass die Pegel im Auge behalten werden mussten. Da diese kurz vor Urlaubsantritt immer noch erhöht und alles andere als gut waren, suchte ich mir eine Alternative. Ein See sollte her aber was für einer? Wie weit entfernt? Größe? Fischarten? Hatte ich mir Anfangs den Grundlsee aufgrund seiner recht einfachen Erreichbarkeit und dem Organisieren der Karten raus gesucht, wurde bald klar, dass es dort kein Fischen geben würde. Zu meinem Glück fragte ich eine Woche vor Reiseantritt nochmal genau nach bei der Kartenausgabe. „Nein Karten gäbe es ab 01.06, nein Fischen auf Forelle und Co. sei nicht erlaubt, nur Hechtfischen“. Daher mein erster Tipp an dieser Stelle: Direkt bei den Kartenausgabestellen Informieren, im Netz sind die Information längst nicht aktuell oder schlicht und ergreifend Falsch, selbst wenn es „Offizielle“ sind. Nach nun erneutem rum suchen Entschloss ich mich schon bald für den Ödensee, zwar stand auch dieser auf meiner Liste wurde aber  Anfangs nur Stiefmütterlich behandelt. Wieso weiß ich gar nicht mehr, auf jeden Fall war dieser offen ab dem 01.05. gut zu erreichen und eine Dreitageskarte kostete 60Euro.

Der Ödensee und mein erster Angelplatz

Das alles war ziemlich überzeugend und so Besuchte ich das Wasser während des Urlaubs mal zwischendurch, um mir einen Überblick zu verschaffen. Ich ging an der erst Besten Stelle runter ans Ufer und warf einen Blick auf den See. 

-Mitte oben- da steigt doch tatsächlich einer!

Bereits nach wenigen Augenblicken stand fest, „Alles klar hier Fischt du, am liebsten jetzt sofort!“. In kurzer Entfernung zu meinem Standpunkt sah ich Steigende Forellen, dort ein Ring, dort und ach dort auch noch! Alles an der ersten angelaufenen Stelle, das konnte ja was werden. Wer selber schon mal ein für ihn neues Gewässer besucht hat um sich die Situation vor Ort anzusehen nur um festzustellen das die Bedingungen bei weitem besser sind als angenommen, wird nun wissen wie es mir in den Fingern juckte.

Ich werde diese drei Tage mehr oder minder zusammenfassen da sie sich ja doch etwas ähnelten. Ein Rundgang um den See war natürlich Obligatorisch, dies dauert je nachdem wie gut man zu Fuß ist zwischen 30-50 Minuten. Das Ufer lässt sich überall Bewaten allerdings nicht immer wirklich weit. Da es leider nur wenige Plätze gibt die vom Ufer aus befischt werden können, sind Watsachen Pflicht. Zusätzlich gibt es noch 3 oder 4 Stege welche ebenfalls genutzt werden können. Dies sollte man auch tun da sich von dort Fische gut anpeilen lassen und man unbeschwert vor sich hin werfen kann. Ansonsten ist das Gewässer umrahmt von einem Wald, die Bäume stehen fast überall bis ans Ufer, was einem die Werferei natürlich nicht leicht macht. Die Tageskarten können direkt am See in dem Gasthaus erworben werden, zu den normalen TK-Preisen kommen noch 5Euro Pfand für die Fangstatistik, diese MUSS geführt werden und wird auch Kontrolliert während des Fischens. Es gilt entnommene sowie zurück gesetzte Fische einzutragen. Der Bestand setzt sich aus Bach- sowie Regenbogenforellen, Saiblingen, Döbeln(Aitel), Spiegelkarpfen, Barschen und Hechten zusammen. Vor allem letztere erreichen wirklich gute Größen. Beobachten kann man an und für sich alle diese Fische den ganzen Tag über, früher oder später Taucht einer auf. Ich persönlich hatte es aber ausschließlich auf Saibling und Forelle abgesehen. Geräte Technisch hatte ich die kurze Gespließte sowie meine 6er Scott dabei. Zwar ist erstere eigentlich nicht so für das Fischen am See geeignet, im Nachhinein zeigte sich aber das der Entschluss sehr weise war, so wurde die 6er Rute nur noch bei extremen Wind gefischt oder wenn ich gegen Abend Lust hatte mit einem kleinen Streamer zu Fischen. Der größte Nachteil bei dem ganzen ist wohl die beinahe ständige Präsenz anderer Leute die Wandern, Schwimmen oder zum Essen dort sind. Es gibt zwar überall einen Flecken an dem man seine Ruhe hat aber es passiert relativ häufig das gute Plätze belegt sind. Dies ist zwar schade aber dafür ein guter Grund mal anderes auszuprobieren, zudem falls einem der Sinn nach etwas Unterhaltung steht dauert dies nie lange. Irgendein Interessierter findet sich recht schnell, dies nutze ich zwischendurch immer mal gerne. Vor allem die älteren Herren und Mitfischer zeigten sich sehr interessiert und gaben den einen oder anderen Rat. Vor allem der Mann für die Kontrolle zeigte sich hier als wirklich sehr Kollegial, ein feiner Mensch!

Viel Wasser aber Fisch findet sich!

Kommen wir nun endlich zu der Fischerei selber! Wie im letzten Teil erwähnt war es ein Glück die Gespließte dabei zu haben. Es zeigte sich nämlich das die Präsentation der Fliege für die Fische extrem Wichtig war, landete das Muster oder die Flugschnur zu hart auf dem Wasser nahmen die Fische reiß aus. Und selbst wenn das ablegen sauber gelang drehten die Fische in ca. 90% der Fälle ab. Ich hätte gerne mit 0.12 Fluocarbon gefischt, hatte aber leider keines dabei. Normales Monofiles Tippet von Stroft selbst mit 0.10mm wurde komplett Ignoriert, Fluo ist somit Pflicht! Es ist also eine wirklich sehr Herausfordernde Fischerei aber es gibt wohl kaum etwas spannenderes als eine Bachforelle zu beobachten die langsam aus 1,5m tiefe hoch kommt und eine gefühlte Ewigkeit direkt unter der Fliege schwimmt, sie Inspiziert und dann doch wieder abdreht. Wenn die Fische sich dann mal überzeugen ließen war der Biss natürlich der Wahnsinn, das Tier kommt ran, schaut und ganz langsam durchbricht das Maul die Wasseroberfläche um in aller Ruhe unser Muster einzusammeln. Nun den Anhieb nicht zu früh setzten sonst ziehen wir den Köder wieder raus… Lässt sich der Idealfall herbeiführen steigt der Adrenalinpegel direkt, nur selten ist es möglich das ganze so genau und klar verfolgen zu können.

Nach meiner ersten Runde um den See und einem netten Plausch mit anderen Fischern entschied ich mich an einem relativ Flachen Bereich mein Glück zu versuchen. Hier stiegen häufiger Fische in erreichbarem Abstand zum Ufer. Zu Beginn versuchte ich es mit einer kleinen Spent Imitation der Hakengröße 18, dieses Muster brachte mir schon so einige Vorsichtige Fische. So oft ich es aber Versuchte, meine Fliege wurde komplett ignoriert. Nach einiger Zeit war das Muster mit Wasser vollgesogen und soff ab. Wie kann es anders sein folgte nun auch Prompt der Biss einer Bachforelle die ich auch sicher landen konnte. Diese Imitation taugte also nicht viel, aus Erfahrung weiß ich aber mittlerweile das unsere lieben Forellen häufig beim Steigen nur Aufsteiger einsammeln und nicht wirklich Fliegen von der Oberfläche schlürfen und so geht der zweite Griff in die Box immer in Richtung dieser Abteilung. Schon kurze Zeit später hing Bachforelle Nummer zwei, der Knoten schien geplatzt. Als der Wind nun zunahm wechselte ich auf den ersten Steg um es auch hier mal zu versuchen. Dort verbrachte ich einige Zeit nicht fangend mit der Werferei, bis ich beschloss das es Zeit für einen Rutenwechsel wurde, beim Einholen des schwarzen Emergers entschied sich dann der erste Saibling zum Zupacken. Dieser hatte, wohl von einer Hechtattacke, noch einige Male am Schwanz. Wie das so ist wenn man etwas quer im Kopf ist, konnte ich mich über diesen nicht wirklich freuen. Das Einholen der Fliege weil man wechseln will, zählt einfach nicht… Also schnell wieder schwimmen lassen und weiter machen. Zur Abwechslung und Aufgrund des starken Windes versuchte ich es nun mit dem Streamer, auch hier gab es nach kurzer Zeit 2 Bachforellen von denen ich eine zum Essen einlud, ein kleiner Barsch folgte dann noch.

Die durfte mit…

Der nächste Tag brachte Sonne und mich somit ganz schön ins Schwitzen allerdings begann der morgen recht gut mit einem 40er Döbel bzw. wie sie dort heißen Aitel. Kurze Zeit später folgte der nächste aber deutlich kleinere. Eine 2-3 Stunden andauernde Flaute folgte, gute Plätze waren belegt und so hieß es erstmal einkehren, ein Radler genießen und dabei in Ruhe eine Rauchen.

Auch das gehört dazu 😉


Als ich nun munter los zog und einen Blick auf einen der Stege warf erkannte ich, dass dieser wieder frei von Sonnenanbetern war und es losgehen konnte. Gefischt wurden jetzt nur noch Aufsteiger da diese kontinuierlich Fische überzeugten, meine sonst so geliebten Nymphen egal ob beschwert oder nicht brachten einfach gar nichts.  Einen nahezu perfekten Moment erlebte ich noch an diesem Nachmittag, so konnte ich 2 Saiblinge beobachten welche hin und wieder stiegen und ihre Bahnen zogen. Mit einigen wenigen leer Würfen brachte ich genug Schnur aus und legte diese Sauber wie im Lehrbuch ab. Man sollte die Fische nie direkt Anwerfen sondern in einiger Entfernung zu diesen agieren und die mögliche Richtung einschätzen, die Forellen bemerken unsere Köder eher früher als später. Nun konnte ich angespannt verfolgen wie einer der beiden Ausscherte und Richtung Fliege schwamm, nach einigen Sekunden welche mir furchtbar lang vorkamen nahm er endlich die Fliege, der Anschlag erfolgte zügig und saß! Ein Tänzchen begann aber schon nach kurzer Zeit konnte ich die Richtung vorgeben, eine Erneute Flucht kurz vor dem Kescher konnte sicher abgefangen werden und so landete mein erster Saibling seit zwei Jahren im Netz.

Für mich sind diese wie auch Meerforellen etwas ganz besonderes, um so einen zu fangen ist immer eine weite Anfahrt nötig und auch dann ist ein Fang nicht garantiert. Falls die Verhältnisse zum Verleiten des Bisses in meinen Augen „perfekt“ sind dann, ja dann ist die Welt wirklich in Ordnung. So verwundert es einen auch nicht, dass ich anschließend eine Stunde lang rum saß und nicht weiter Fischen wollte, so sehr freute ich mich über das Ganze. Zumal ich bei diesem Herrlichen Fisch auch noch Glück hatte und es sich um ein Männchen mit Imposantem Laichhaken handelte.

Die restliche Zeit lässt sich nun ganz gut zusammen Fassen, gegen Abend gab es noch zwei weitere Saiblinge beim Fischen mit dem Streamer und den einen oder anderen ausgeschlitzen Fisch. Den letzten Tag blieb ich nur bis Nachmittag da die Hitze einfach zu groß wurde. An diesem Morgen versuchte ich es mit einer kleinen Nassfliege und stellte fest, dass auch diese sehr gut ankam. Alles in allem war es ein toller Urlaub, mit netten Kollegen, einem Fisch den ich nicht vergesse werde, super Kulissen und einer Faszinierend schwierigen Fischerei. Dauerhaft werde ich versuchen mindestens einmal im Jahr zum Fischen auf Saiblinge los zu kommen, vielleicht ergibt sich auch irgendwann die Möglichkeit Arktischen Saiblingen nachzustellen, dies wäre ein Traum…

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